Kinder gegen Corona als Integrationsprojekt

Integration entsteht möglicherweise weniger dadurch, den zu integrierenden Menschen Arbeit abzunehmen, sondern eher im Gegenteil ihnen Möglichkeiten zu geben, selber zur der sie aufnehmenden Gesellschaft beizutragen.

Vor diesem Hintergrund hat die Bocholter EWIBO gGmbH, eine gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Stadt Bocholt, deren Aufgabenbereich u.a. die Integration geflüchteter Menschen in die Bocholter Gesellschaft umfasst, das Projekt Kinder gegen Corona aufgegriffen. Bocholt ist Erstaufnahmeeinrichtung. Ein Teil der geflüchteten Menschen werden von Bocholt weiterverteilt, ein Teil bleibt in Bocholt, werden sprachlich qualifiziert und nach ihren jeweiligen Möglichkeiten in den Arbeitsmarkt integriert.

Stark im Beruf

Die EWIBO gGmbH knüpft an das Projekt Kinder gegen Corona an, um genau für diese Zielgruppe in Bocholt, vielschichtige Angebote zu entwickeln, die Frauen genau da abholen, wo sie stehen. Damit gelingt es ihr, die Potenziale der Frauen gezielt zu fördern und Teilhabe zu ermöglichen. Ein kleiner Blick in die Nähwerkstatt mit fröhlich nähenden Frauen, die ihre wachsenden Deutschkenntnisse gerne an den Helfern der Coronahilfe-Bocholt ausprobieren, macht das schnell klar. Geschickt hat die EWIBO an die Berufsbiografie der Frauen aus ihrem Herkunftsland angeknüpft, mit Unterstützung von „Stark im Beruf“ Sprachangebote mit dem gefundenen Gemeinschaftsgefühl und Näheifer verbunden und ganz nach dem Grundprinzip des Programms „Stark im Beruf“ eine multikulturelle Näh- und Lernwerkstatt entstehen lassen, in der sich Mütter mit Migrationshintergrund ehrenamtlich für die Grundschulkinder engagieren und dabei gleichzeitig deutsch lernen.
Dabei behält sie aber auch die perspektivischen Aspekte des Projektes im Auge, denn es geht für diese Frauen auch um die Vereinbarkeit ihrer beruflichen Tätigkeit mit Weiterbildung und Familie. Daher wird der Sprachunterricht in die Nähwerkstatt integriert, und wenn familiäre Pflichten rufen, kann eine Nähpatenschaft für eine Klasse nach Einarbeitung auch von zu Hause aus übernommen werden. Das Verantwortungsgefühl, für die Masken einer eigenen Schulklasse zuständig zu sein, trägt später auch in anderen beruflichen Kontexten und wird im Projekt über eine Nähpatenurkunde, die die Klassenlehrer/innen ausfüllen, dokumentiert.
Was Integration auszeichnet, ist, dass sie schon im Kleinen beginnt. Und was im kleinen als spontane Initiative entstand, wird nun sukzessive Teil einer immer größer werdenden Sache, zu der beigetragen werden kann.

Die EWIBO wird gefördert durch das Programm Stark im Beruf. Ew sird gefördert durch den ESF und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Für das Projekt wurde ein Raum der EWIBO gGmbH als Nähwerkstatt eingerichtet. Nähmaschinen wurden von der Bocholter Bevölkerung gespendet und seit August 2020 treffen sich jeden Vormittag neue und alte Bocholter, um die von den Kindern gestalteten Masken fertig zu nähen. Gleichzeitig können auch ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören und sich schützen müssen, von dort Klassensets und Nähmaterial bekommen und von zu Hause mit nähen. Für die "neuen Bocholter" hat die EWIBO gGmbH dabei regelmäßig auch Deutschunterricht organisiert.

Auch in diesem Bereich wird arbeiten übrigens EWIBO und Coronahilfe-Bocholt wieder digital zusammen. Eine gemeinsame Online-Tabelle verfolgt den Arbeitsfortschritt der verschiedenen Klassen und hält fest, welcher Nähpate gerade an welchem Klassensatz arbeitet.

Bei der Maskenübergabe in der Schule können je nach Infektionslage und Schulregeln, die Nähpaten ihre Masken selber der Klasse übergeben, oder werden in Form eines Bildes oder Briefes den Kindern vorgestellt. Oft schreiben die Kinder im Anschluss zurück, bedanken sich für ihre Masken und es kommt zu einer weiteren, schönen, lebendigen Verbindung.

Nähanleitung - so wird genäht

Da eine Reihe lieber geflüchteter Menschen für die Grundschüler nähen, haben wir hier einen Nähanleitungsfilm zusammen geschnitten, in dem Silvia (unsere Chef-Näherin bei der EWIBO gGmbH) das Nähen der Maske zeigt und auch einige sprachliche Anleitungen gibt. Aber Bilder sagen gerade insbesondere da, wo es mit der deutschen Sprache vielleicht noch etwas hapert, oft mehr als viele Worte.

Liebe EWIBO, liebe LIA, liebe ehrenamtlichen NähpatInnen, vielen, lieben Dank, wir finden es so toll, dass Ihr Teil unserer Welle seid!

Wertvolle Hilfe

Dank der fleißigen Hilfe der Nähpatinnen und Nähpaten und in Bocholt insbesondere auch dank des tollen Integrationsprojektes der EWIBO gGmbH, ist für die Bocholter (und Rheder) Grundschulen, die in unserem Helfer-Bereich liegen, das Projekt kostenlos, denn der Spezialstoff wird von der ortsansässigen Textilfirma IBENA PROTECT kostenlos zur Verfügung gestellt und die Firma edding hat der Coronahilfe Bocholt für das Durchlaufen der Schulen inzwischen 80 Pakete Ihrer Textilmalstifte edding 4600 gespendet. Damit haben wir die Möglichkeit, das Projekt für die weit über 3000 Grundschulkinder in Bocholt und Rhede kostenlos anzubieten, so dass jedes Kind eine ganz besondere, selbst gestaltete Maske mit nach Hause nehmen kann.

Da wir nun vermehrt Anfragen aus anderen Städten und Bundesländern und sogar aus dem Ausland bekommen, haben wir eruiert, wie dieses Projekt auch an anderen Orten mit Nähpaten, (oder Integrationsprojekt) oder aber auch ggfls. ohne Nähpaten umgesetzt werden könnte und haben die dafür benötigten Materialien beschrieben.

Eine Kölner Schule, die auf die Schnelle nicht genügend Nähpaten auftreiben konnte, hat inzwischen das Projekt anhand vorgefertiger Masken aus demselben Material durchgeführt, eine Grundschule in Schleswig Holstein, sowie eine internationale Schule in Antwerpen (Belgien) arbeitet mit Nähpaten aus dem direkten Umfeld der Schule. Wir haben das Material, das sie verwendet haben, hier beschrieben.